Zu den Deutschen Farben

Am 26. Mai 2007 wurde der 175. Jahrestag des politischen Volksfestes rund um Schloss Hambach bei Neustadt an der Weinstraße gefeiert, das gerne als Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland gesehen wird. 

 Schloss Hambach 2007

Beeinflusst von den Idealen der Revolution in Frankreich, dem die Pfalz von 1797 bis 1816 angehört hatte, wurden dort vom 27. - 30.5.1832 Freiheit, Bürgerrechte und nationale Einheit gefordert. Auch die Schwarz-Rot-Goldene Fahne als Symbol des Freiheitswillens setzte sich auf diesem Fest 1832 durch. Doch während eine Fahne von 1832 sowie ein Gemälde aus dem historischen Museum der Pfalz in Speyer die Fahne mit Schwarz unten und Gold oben zeigt,Hambacher Fest 1832 teilcoloriert

 

 

 

 

 

 

 

 ( teilkolorierte Fassung des historischen Gemäldes in Speyer)

hat z.B. die Post auf ihrer Sondermarke zum Jahrestag des Hambacher Festes diese Anordnung umgekehrt und die Fahne wie heute üblich, mit Schwarz oben und Gold unten dargestellt.

 Schwarz Rot Gold mit Schwarz unten          Schwarz Rot Gold mit Schwarz oben

Wenn man diese Versionen der Farbanordnung vergleicht, kann es schon angesichts der unterschiedlichen Wirkung auf den Betrachter nicht gleichgültig sein, wie die Farben Schwarz-Rot-Gold auf der Fahne angeordnet sind. Es ist deshalb interessant, sich die Aussagen zu vergegenwärtigen, die den Farben damals beigelegt wurden: So heißt es beispielsweise in einem Gedicht von Ferdinand Freiligrath (1810-1876): "Pulver ist schwarz, Blut ist rot, Golden flackert die Flamme". König Friedrich Wilhelm IV von Preußen entschied 1848 ebenfalls, dass Schwarz-Rot-Gold die richtige Reihenfolge der deutschen Farben sei, wobei ihm das Motto in den Mund gelegt wurde: "Aus Nacht, durch Blut, zum Licht". Daraus entwickelte man später die Assoziation: "Schwarz die Vergangenheit, Rot der Kampf, Golden die Zukunft". Zu diesen Assoziationen passt aber die Farbanordnung mit Schwarz oben in Wirklichkeit nicht, denn kein  Mensch wird die Zukunft unter die Vergangenheit stellen, wenn er bestrebt ist, die Vergangenheit zu überwinden. Freiheitsstreben ist immer nach oben gerichtet, und Ziele, die man sich steckt, können mehr oder weniger hoch sein, aber sie sind immer höher als die Gegenwart. Deshalb wird auch niemand, der aus der Nacht kommend zum Licht strebt, dieses Licht unten suchen. Schließlich ist auch die Bewegung einer Flamme nach oben gerichtet, so dass Blut, das über der Flamme angeordnet ist, zum Kochen gebracht wird, und darüber liegendes Pulver sich entzündet. Die Anordnung der Deutschen Farben mit Schwarz oben stellt deshalb die Programmierung von Gewalt dar, und die Bürger brauchen sich über die Gewalttätigkeit ihres Regierungsapparates nicht zu wundern, dessen vorrangiges Mittel der Politik die Repression ist. Selbst da, wo die Regierung angeblich fördern möchte, fällt ihr nichts Besseres ein, als zu fordern und Druck auszuüben, so dass sie Polizisten bereitstellen muss für den Fall, dass ein mit Druck Geförderter explodiert. Forderung ist Ausdruck des Unwillens zu wirklicher Förderung, die nur in einer Unterstützung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts auf freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit (Art. 2 GG) gesehen werden kann. Es wäre zu hoffen gewesen, dass eine Physikerin als Bundeskanzlerin wenigstens die Gesetze der Physik mehr beachtet als ihre Vorgänger und erkennt, dass das Feuer des Lebens von sich aus nach oben bestrebt ist und keines Druckes, sondern der Freiheit bedarf. Ein explosives System ist stark so lange es nicht explodiert, aber es vernichtet sich selbst, sobald es explodiert. Die Deutschen Farben mit Schwarz oben und Gold unten sind deshalb keine Perspektive für eine gedeihliche Zukunft. Kann es sein, dass die Gestaltung der Nationalfahne den Bürokraten überlassen wurde, denen in ihrer Gewohnheit, von oben nach unten zu schreiben nichts Besseres eingefallen ist, als eine Schichtung mit Schwarz oben vorzuschreiben, damit alles seine bürokratendeutsche Ordnung hat? Wie ein Klotz lastet die Bürokratie auf Deutschland und infiziert von dort Europa.

Frankreich beispielsweise hat seine Trikolore (Blau-Weiß-Rot) 1794 bewusst nicht horizontal geschichtet, sondern die drei Farben vertikal angeordnet. Belgien hat 1831 die vertikale Anordnung seiner Farben (Schwarz-Gelb-Rot) nach französischem Vorbild ebenfalls angenommen. Diese Anordnung bringt Freiheit und Selbstbewußtsein zum Ausdruck, da jede einzelne Farbe aufrecht steht und keine andere Farbe über sich hat.

 Schwarz Rot Gold mit Schwarz links

Die in der Reihenfolge Schwarz-Rot-Gold zum Ausdruck kommende Strebsamkeit würde durch vertikale Anordnung der 3 Farben keinen Abbruch erleiden, sondern sich gesünder entfalten, als dies unter Repression möglich ist. Wenn die derzeitige Anordnung der Deutschen Farben aber zu sehr ans Herz gewachsen ist, sollte sie durch das ausgleichende Rad des Grundrechts-schutzes ergänzt werden, das mit seiner überschneidungsfreien, gleichmässigen Gruppierung um einen Kreis gegenseitigen Respekt, Gleichberechtigung und Mitbestimmung, und damit das Wesentliche der Grundrechte zum Ausdruck bringt:

Deutsche Fahne mit Grundrechtsschutzlogo

 

Von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der 1841 das heutige Deutschlandlied gedichtet hat, stammt auch das folgende Gedicht mit dem Titel  'Deutsche Farbenlehre':

Über unser'm Vaterlande ruht eine schwarze Nacht, und die eigne Schmach und Schande hat uns diese Nacht gebracht. Ach, wann erglänzt aus dem Dunkel der Nacht unsere Hoffnung in funkelnder Pracht?

Endlich kommt einmal der Morgen, freudig blicken wir empor: hinter Wolken lang verborgen bricht ein roter Strahl hervor. Ach, wann erglänzt aus dem Dunkel der Nacht unsere Hoffnung in funkelnder Pracht?

Und es ziehet durch die Lande überall ein goldenes Licht, dass die Nacht der Schmach und Schande und der Knechtschaft endlich bricht. Ach, wann erglänzt aus dem Dunkel der Nacht unsere Hoffnung in funkelnder Pracht?

(Quelle: Busch/Schernitzky: "Schwarz-Rot-Gold, die Farben der Bundesrepublik Deutschland", Bollwerkverlag 1952)

Mit der heutigen, schwarz dominierten Fahne ist dieses Gedicht nicht in Einklang zu bringen, und die Frage muss erlaubt sein, wie im Nachkriegsdeutschland eine neu gegründete Volkspartei sich freiwillig mit der Farbe Schwarz assoziieren konnte.

Eine Darstellung des Deutschen Michels von 1919 zeigt ihn unter der schwarz dominierten Fahne mit dem Satz: "Schwarz die Zukunft, Rot die Gegenwart, Golden die Vergangenheit!". Genau das drückt die heutige Fahne aus. Sie stellt die Welt auf den Kopf und raubt der Zukunft die Perspektive.

 Deutscher Michel mit schwarzer Zukunft

Als einziges Land der Erde führt Deutschland einen undurchbrochenen schwarzen Balken der Knechtschaft zu oberst in seiner Nationalfahne. Diese Fahne muss geändert werden, ebenso wie der Willkür die Dominanz über das Recht entzogen werden muss, wenn Deutschland aus (parteiischer) Uneinigkeit, Unrecht und (zunehmender) Unfreiheit zu Einigkeit, Recht und Freiheit finden möchte, wie sie in der Nationalhymne besungen werden. 

Wer in diesem Sinne für die Wahrung der Freiheitsrechte in Deutschland demonstrieren möchte, kann dies am einfachsten tun, indem er eine Schwarz-Rot-Goldene Fahne so anbringt, dass die goldene Farbe oben ist.